Nepalhilfe Beilngries e.V.

32 Jahre Nepalhilfe Beilngries e.V.
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Anne Oschwald setzt sich für die Belange der Nepalhilfe Beilngries ein

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Ravensburger Journalistin Anne Oschwald für die Belange der Nepalhilfe Beilngries einsetzt. Sei dies durch ihre finanzielle Unterstützung, als „Kurierin“ für Hilfsgüter oder mit ihrem journalistischen Gespür zur Erstellung von Beiträgen. Schon geraume Zeit steht sie mit der Hilfsorganisation in Verbindung.

Bei ihrem letzten Aufenthalt im Dezember nahm sie sich die Zeit, um verschiedene Einrichtungen im Kathmandutal und im Terai zu besuchen. Die 59-Jährige betrachtet mit Gespür nicht nur die jeweiligen Projekte, sondern die Menschen, die davon ihren Nutzen ziehen. Dabei vergisst sie nicht, den Blick auf Begebenheiten am Rande zu richten. In den folgenden zwei Kurzberichten hatte sie ihre Eindrücke wiedergegeben.

Im Disabled Children Home ist die Freude mit eingezogen

Prabha Neupane, die Leiterin der Einrichtung zeigt den jeweiligen Tagesplan im Lubhoo Disabled Children Home.
Prabha Neupane, die Leiterin der Einrichtung zeigt den jeweiligen Tagesplan im Lubhoo Disabled Children Home.
Gemeinsam lernen macht Spaß im Lubhoo Disabled Children Home.
Gemeinsam lernen macht Spaß im Lubhoo Disabled Children Home.
Im Rahmen der Förderung stellen die Teilnehmenden schöne Dinge her wie die Blumen aus gebrauchten Taschen. Die upgecycelten Produkte stehen zum Verkauf.
Im Rahmen der Förderung stellen die Teilnehmenden schöne Dinge her wie die Blumen aus gebrauchten Taschen. Die upgecycelten Produkte stehen zum Verkauf.
Krishna Ghimire zeigt, was er im Unterricht lernt: Nicht ohne Stolz auf die eigenen Leistungen.
Krishna Ghimire zeigt, was er im Unterricht lernt: Nicht ohne Stolz auf die eigenen Leistungen.
Während die eine die Fernsehstunde genießen, schaukeln andere lieber im Hof der Tageseinrichtung.
Während die eine die Fernsehstunde genießen, schaukeln andere lieber im Hof der Tageseinrichtung.

Die Fahrt von Kathmandu nach Lubhoo ist mir inzwischen gut bekannt und an diesem Vormittag ist das Ziel erstaunlich rasch erreicht. In der Ferne glitzern blendend weiß die Gipfel der Langtang Berge. Zwischen Wohnhäusern mit kleinen Werkstätten und Feldern befindet sich das Lubhoo Disabled Children Home der Nepalhilfe Beilngries. Bei meinem letzten Besuch vor genau drei Jahren war hier nur andeutungsweise zu sehen, dass etwas Neues entstehen wird. Anfang vergangenen Jahres 2022 hat die Tageseinrichtung für Menschen mit Behinderungen den Betrieb aufgenommen. Inzwischen ist das Haus mit Leben gefüllt, wie unschwer bereits bei der Ankunft zu hören ist. 

Platz für mehr als 30 Betreute

Schon im Hof der Tageseinrichtung sind tiefe Trommelschläge zu hören. Im gleichmäßigen Rhythmus „one, two, three, four… right hand, left hand…“ gibt eine Frauenstimme Anleitung. Die Kommandos werden zwischendurch untermalt von Lachen und Kichern. 20 Menschen mit Einschränkungen sind heute vor Ort. Insgesamt 33 Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die bei ihren Familien leben, können teilnehmen. Sie sind zwischen fünf und 45 Jahre alt. Betreut und begleitet werden sie von derzeit sechs Mitarbeiterinnen. Bis auf eine von ihnen haben alle selbst Angehörige mit Handicap dabei und machen ihre Arbeit ehrenamtlich. Die Einschränkungen der Betreuten reichen von Autismus, Down-Syndrom, Lähmungen bis hin zu Mehrfachbehinderungen. Der 25-jährige Sohn der Leiterin Prabha Neupane etwa ist durch die starken Nebenwirkungen von Epilepsie-Medikamenten geschädigt. 

Mit Begeisterung dabei

Die Betreuung beginnt morgens um 10 Uhr. Nach der Begrüßung sprechen alle gemeinsam ein Gebet. Dann steht die tägliche Vorstellungsrunde auf dem Programm. Alle kommen dran und alle sind mit Begeisterung dabei, nennen ihren Namen und sagen, woher sie kommen. Der Hintergrund: Falls sie sich verlaufen, können sie mitteilen, wo sie hingehören. Danach geht jeder reihum, um die Anwesenden mit einer leichten Berührung am Kopf durchzuzählen. Die zierliche Ganga, 35 Jahre, strahlt verschmitzt und sprüht vor Temperament. Wie die meisten Anwesenden ist sie mit großer Aufmerksamkeit bei der Sache. Einige der Kleineren müssen sich noch einfinden und brauchen mehr Augenmerk von den Mitarbeitenden.  

Bewegung und Meditation

Begeisterung schwingt auch bei der gemeinsamen Bewegungseinheit mit. Die Freude springt über. Es geht gar nicht anders, als selbst mitzumachen. Bei der späteren Meditation kommen alle zur Ruhe. Während der Aktivitäten am Vormittag bereitet die Köchin das nepalesische Nationalgericht Dal Bhat zu. Das Mittagessen wechselt täglich: Mal gibt es Nudeln, Momo oder Curry, zwischendurch frisches Obst. Nach dem Essen steht für heute fernsehen auf dem Programm, auf das sich etliche schon riesig freuen. Manche schaukeln aber lieber im Hof. 

Erfolge durch Förderung

Die Aktivitäten folgen einem geregelten Plan: Donnerstag etwa ist Sport- und Spieletag. Dann werden Tischtennis, Badminton, Hand-, Volley- oder Softball aber auch Sackhüpfen oder Verstecken großgeschrieben. Der Freitag steht ganz im Zeichen von Musik. Beschäftigungen im Garten sowie handwerkeln und basteln stehen auf dem Programm. Die fachlichen Kenntnisse zur Programmgestaltung und dem Umgang mit den Betreuten haben sich die Mitarbeiterinnen in Workshops angeeignet. Ebenso das Wissen zu Therapien wie Sprach- und Physiotherapie. Ein junger Mann mit Down-Syndrom hat erst in der Tageseinrichtung zu sprechen begonnen. So erzählt die 46-jährige Leiterin nicht ohne Stolz beispielhaft von den Erfolgen, die sie und ihr Team mit der Förderung schon erzielt haben. 

Unterschiedliche Lernlevels

Das geräumige Gebäude hat 13 Räume, dazu gehören unter anderem Küche, Bad, Therapieräume, Büro und Multimediaraum. Bei den Lerneinheiten sind die Teilnehmenden in ihrem jeweiligen Klassenraum. Derzeit gibt es drei Gruppen. Diejenigen, die lesen und sprechen können, bilden eine eigene Gruppe. Selbstbewusst zeigt mir zum Beispiel Krishna seine Schreibarbeiten. In den anderen Gruppen sind jene, die mehr oder weniger umfassende Unterstützung benötigen. Eigentlich wären vier Gruppen wünschenswert, aber dafür fehlt leider das Personal, bedauert Prabha Neupane. 

Weite Wege

Dass die Tageseinrichtung nahezu einmalig ist, zeigen auch die langen Wege, die etliche auf sich nehmen. Anderthalb Stunden zu Fuß und pro Weg sind keine Seltenheit. Von der sonnigen Dachterrasse zeigt Prabha Neupane in Richtung Berge, wo weit entfernt ihr Zuhause ist. Eine Handvoll der Betreuten hat inzwischen gelernt, den Weg  eigenständig  zu bewältigen. Andere werden von den Eltern gebracht. Können Angehörige dies nicht mehr leisten, etwa aus Altersgründen, schwinden die Chancen der Teilnehmenden, an den Angeboten in der Einrichtung teilhaben zu können. Für manche bedeutet dies dann sogar, dass sie zu Hause eingesperrt werden, schildert Prabha Neupane. 

Die Eltern zahlen monatlich 800 Rupies für Essen und Snacks. Umgerechnet sind dies derzeit sechs Euro. Alle zwei bis drei Jahre bekommen betroffene Familien 40.000 Rupies vom nepalesischen Staat. Diese Zahlungen seien aber unregelmäßig und nicht verlässlich planbar. Das Geld wird meist durch die Beschaffung der Medikamente für die Angehörigen mit Behinderungen aufgezehrt. 

Umso erfreuter sind die Menschen, wenn von anderswo Unterstützung kommt. Die Kosten für den Bau hat die Nepalhilfe Beilngries getragen, der Rotary Club Pfullendorf-Meßkirch sponserte die Inneneinrichtung. Jeder einzelne Cent davon ist bestens eingesetzt, wie die vielen strahlenden Augen und glücklichen Gesichter beweisen.

Abstecher ins Terai - Geballte Unterstützung für Gesundheit und Bildung

Beim Morgenappell präsentieren die Schülerinnen und Schüler Aufführungen für die Gäste der Nepalhilfe Beilngries. Im Anschluss haben einige Prüfungen zu absolvieren.
Beim Morgenappell präsentieren die Schülerinnen und Schüler Aufführungen für die Gäste der Nepalhilfe Beilngries. Im Anschluss haben einige Prüfungen zu absolvieren.
Die Nepalhilfe Beilngries hat einen Trakt für acht neue Schulräume finanziert. Die Klassengrößen konnten dadurch reduziert werden.
Die Nepalhilfe Beilngries hat einen Trakt für acht neue Schulräume finanziert. Die Klassengrößen konnten dadurch reduziert werden.
Saraswati Bhusal (Mitte) ist die Fachkraft, die für den „Nawalpur Blood Transmission Service“ zuständig ist. Die engagierte Frau hat mit dem neuen Fahrzeug, finanziert von der Nepalhilfe Beilngries, im vergangenen Jahr 49 Fahrten zu Blutspendeterminen gemacht. Daneben Anne Oschwald und Shyam Pandit (rechts).
Saraswati Bhusal (Mitte) ist die Fachkraft, die für den „Nawalpur Blood Transmission Service“ zuständig ist. Die engagierte Frau hat mit dem neuen Fahrzeug, finanziert von der Nepalhilfe Beilngries, im vergangenen Jahr 49 Fahrten zu Blutspendetermin
Zwei  Busse hat die Nepalhilfe Beilngries finanziert. Der Weg zum College ist für viele Studierende  sicherer und kürzer.
Zwei  Busse hat die Nepalhilfe Beilngries finanziert. Der Weg zum College ist für viele Studierende  sicherer und kürzer.
Im bestehenden Krankenhaus in Madhyabindu teilen sich bis zu zwölf Patientinnen beziehungsweise Patienten ein Zimmer. Dazu kommen oft noch zahlreiche Besucher. Das bestehende Krankenhaus mit 50 Betten ist längst zu klein.
Im bestehenden Krankenhaus in Madhyabindu teilen sich bis zu zwölf Patientinnen beziehungsweise Patienten ein Zimmer. Dazu kommen oft noch zahlreiche Besucher. Das bestehende Krankenhaus mit 50 Betten ist längst zu klein.
Im neuen Krankenhaus wird es 100 Krankenbetten geben. Die Kosten für die größere und moderne  Einrichtung trägt zu einem Teil die Nepalhilfe Beilngries.
Im neuen Krankenhaus wird es 100 Krankenbetten geben. Die Kosten für die größere und moderne  Einrichtung trägt zu einem Teil die Nepalhilfe Beilngries.

Nach meiner mehr als dreiwöchigen faszinierenden Trekking-Tour in den Makalu-Barun und Solokhumbu hatte ich Gelegenheit zusammen mit den Koordinatoren Sunil Shrestha und Shyam Pandit mehrere Projekte in Kawasoti zu besuchen. Die nepalesische Stadt im Distrikt Nawalpur im mittleren Terai ist etwa 180 Kilometer von Kathmandu entfernt. Für deutsche Verhältnisse eine überschaubare Distanz. Bei den in Nepal vorherrschenden Straßen- und Verkehrsbedingungen bedeutet es eine Fahrt von sieben und manchmal mehr Stunden. 

Weit entfernt von der Hauptstadt

Die Straße führt zunächst in einem langgezogenen Anstieg hinaus aus Nepals Hauptstadt und fällt dann in teils engen Serpentinen hinab. Der sogenannte Highway führt vorbei an armseligen Hütten, durch Dörfer und Kleinstädte. Eine längere Strecke folgt er parallel dem Trisuli-Fluß. Linkerhand erheben sich über eine längere Strecke die Mahabharat-Berge. Schon bald ist die Straße verstopft, verursacht durch einen liegengebliebenen Truck. Die Polizei ist im Einsatz. Das Stocken bleibt glücklicherweise verhältnismäßig kurz. Auf dem Highway bewegt sich alles, was Räder und Beine hat: heillos überladene buntbemalte „Road-King-Trucks“, Überland- und Minibusse, die oft besonders frech und gefährdend überholen – Ganesh wirds schon richten –, Mopeds, Jeeps, wenige kleine private PKW und nicht zuletzt Fußgänger. Die Straßen sind in ausgesprochen schlechtem Zustand. Ein Baustelle reiht sich an die nächste, entweder um Schäden der starken Monsunregenfälle auszubessern oder den Straßenzustand generell zu verbessern. Wir kommen spät nachts in Kawasoti an. Am anderen Morgen um halb zehn starten die Besuche. 

Kleinere Schulklassen

Der Morgen ist neblig und entsprechend kalt. Auch noch um halb zehn. Die Kinder, die zur Janata-Secondary-Shahidnagar-Schule von Danda kommen, scheint es nicht zu kümmern. Der Schulhof ist voller Schüler aller Altersklassen. Es ist ein buntes Wimmelbild mit Audioformat. Die Kinder springen, reden, lachen. Der Schulbus bringt in der zweiten Schicht weitere Kinder. In Reih und Glied versammeln sie sich dann zum Morgenappell, bei dem sie dem Besuch aus Kathmandu verschiedene Aufführungen präsentieren. Gesang und Tänze stehen auf dem Programm. Die Kleinen beginnen, später sind die Größeren dran. 

1100 Schülerinnen und Schüler aus der Umgebung gehen hier zur Schule. Erst Ende vergangenen Jahres wurde der neue Block mit acht weiteren Schulräumen eingeweiht, finanziert von der Nepalhilfe Beilngries. Für die Schüler eine wichtige Verbesserung: Die Klassengrößen konnten so auf 35 bis 40 Lernende verkleinert werden. 37 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten an der Schule. Für die Verwaltung sind weitere sieben Personen angestellt. Im angeschlossenen Hostel bereiten sich derzeit 30 Jugendliche auf ihre Abschlussprüfungen vor. Im Gebäude nebenan ist der Kindergarten. Die Kleinen sind mit Inbrunst beim Singen und Malen. Vom Besuch lassen sie sich nur kurz stören.

Wertvolles Blut für Notsituationen

Anschließend geht es zum Gebäude des Roten Kreuzes in Kawasoti. Bevor ich die Blutbank besichtigen kann, bekomme ich die Aufgabe, gespendete warme Sachen an bedürftige Frauen und ihre Babys zu übergeben. Eine der Mütter ist 22 Jahre, sie sieht aus wie 16. Wichtigstes Geschenk sind jeweils große flauschige Decken für die Kleinen gegen die beißende Winterkälte. Alle bekommen außerdem einen Packen mit Kleidungsstücken. Im Rotkreuz-Gebäude ist dann die offizielle Begrüßung. Die Wertschätzung Gästen gegenüber ist immer groß, was sich auch an den Begrüßungszeremonien zeigt. Bei Masala-Tee heißen verschiedene Leitungspersonen die Gäste willkommen. Lila Rana, die Vize-Präsidentin der Einrichtung, lässt es sich nicht nehmen, der Nepalhilfe Beilngries ausdrücklich zu danken. Sie nutzt außerdem die Gelegenheit, aktuelle Informationen über die Blutbank zu liefern, die seit drei Jahren aktiv ist. Im vergangenen Jahr konnten  an 49 Orten der Region fast 1300 Blutkonserven gesammelt werden. Die Nepalhilfe Beilngries hat für diesen Zweck einen Transporter finanziert, mit dessen Hilfe die Mitarbeitenden die umliegenden Dörfer erreichen. Blutspenden sind damit auch bei schlechtem Wetter oder bei unzureichender Infrastruktur vor Ort möglich. Saraswati Bhusal ist als Fachkraft für die Blutbank und die Blutspenden zuständig. Die Laborantin führt durch die Räumlichkeiten, zeigt das Kühlgerät für die Konserven. Sie ist es auch, die zu den Terminen in den Dörfern fährt. Ein Fahrer bringt sie hin, vor Ort erhält sie Unterstützung von einer Handvoll ehrenamtlicher Helferinnen und Helfern. „Im Schnitt fahren wir einmal die Woche zur Blutspende. Manchmal bis zu drei Mal,“ erläutert sie. Die engagierte junge Frau erzählt von Menschen, die wiederholt Blut spenden. Eine Person kenne sie, die bereits über 100 Mal 350 Milliliter vom eigenen roten Saft hergab. Vor allem junge Menschen würden spenden. Saraswati Bhusal motiviert und gewinnt viele von ihnen an den Colleges.  

Herzlichkeit ist oberstes Gebot

Nach der herzlichen Verabschiedung fahren wir weiter zum Madhyabindu Multiple Campus. Hier studieren 1300 junge Menschen aus dem weiteren Einzugsgebiet unter anderem Wissenschaften, Pädagogik und Management. Das College quillt aus allen Nähten. 80 bis 90 Studierende teilen sich einen Vorlesungsraum. In der staatlichen Lehreinrichtung muss jeder aufgenommen werden. Die Nepalhilfe Beilngries hat für den Transport der jungen Menschen zwei Busse finanziert. Teaching Assistent Tirtha Raj Kandel schätzt, dass etwa die Hälfte der Lernenden davon profitiert und den oft langen Schulweg zu Fuß jetzt mit dem Bus zurücklegen kann. Wichtige Zeit und Energie, die zum Lernen bleibt.

Neues Krankenhaus für den Distrikt

Am frühen Nachmittag ist für das neue Madhayabindu Distrikt-Krankenhaus ein großes Meeting mit Verantwortlichen und Ingenieuren angesetzt. Der schon vor längerem gestartete und wegen baulicher Mängel ins Stocken geratene Bau soll forciert werden. Der dreistöckige Rohbau steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Krankenhaus. Shyam Pandit und zwei junge Ingenieure, die aus Kathmandu mitgekommen waren, sind beim Meeting dabei. Zuvor wirken sie aufgekratzt. Es geht um viel. Es geht um nicht weniger als um eine gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Distrikt. 

Ich erhalte derweil eine Besichtigungstour durch das bestehende Krankenhaus, von Basantal Khanal, dem Krankenhaus-Manager,. Es hat 50 Betten und diverse Ambulanzen. Für das Einzugsgebiet ist es längst zu klein. Das neue mehrstöckige Gebäude soll mindestens doppelt so viele Betten bereithalten. Mein Guide versichert mehrfach, wie erleichtert alle im Krankenhaus sein werden, wenn das neue Gebäude endlich in Betrieb gehen kann. 

Das alte Hospital ist zwar klein, aber es ist alles – wenn auch im bescheidenen Maß – vorhanden: von der Prothesen-Werkstatt bis zur Dialyse, von der Apotheke bis zum Röntgen, vom Labor bis zum OP mit Aufwachraum. In den Krankenzimmern sind zwölf Betten für Patientinnen beziehungsweise Patienten die Regel. Eine junge Frau wird gerade von ein paar nahestehenden Frauen gestützt, die sie für die anstehende Geburt in den Kreißsaal bringen. Zwölf Ärzte sind hier zusammen mit weiterem Krankenhaus- und Pflegepersonal tätig. Mein Besuch ist an einem Freitag. Das Krankenhaus schließt an dem Tag um 15 Uhr. Es ist daher relativ ruhig. Basantal Khanal versichert mir, am Sonntag, dem nächsten Werktag wird es ganz anders aussehen. Der Ansturm macht dann ein Durchkommen auf den Krankenhausgängen fast unmöglich.

Erleichtert über weitere Bauaktivtäten

Nach der Besichtigung habe ich noch eine halbe Stunde Zeit, die ich im Schatten eines Pavillons vor dem Krankenhaus verbringe. Ein junger Mann wartet hier auf seinen Onkel, der beim Arzt ist. Wir nutzen die Zeit, uns zu unterhalten. Wenig später kommen Shyam Pandit und die beiden Ingenieure aus dem Meeting. Alle drei wirken erleichtert und atmen auf. Shyam Pandit erzählt zufrieden vom konstruktiven Treffen: Die nächsten Schritte für den Weiterbau stehen. 

Wenn alles nach Plan läuft, werden die Menschen im Distrikt Nawalpur in zwei Jahren in einem ansehnlichen Krankenhaus mit vielen modernen Einrichtungen versorgt. Der Weitblick vom Dach des Rohbaus in die schöne nepalesische Landschaft könnte dann symbolhaft auch für die gesundheitspolitische Weitsicht im Distrikt stehen.