Nepalhilfe Beilngries e.V.

32 Jahre Nepalhilfe Beilngries e.V.
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Jahresbilanz der Nepalhilfe Beilngries – ein Wechselbad der Gefühle

28.12.2015

Mit durchaus gemischten Gefühlen blickt das Team der Nepalhilfe Beilngries auf das zu Ende gehende Jahr. Verständlich, denn die Folgen des Erdbebens vom 25. April und die nun seit mehr als vier Monaten anhaltende Blockade beim Import jeglicher Versorgungsgüter an der indisch-nepalesischen Grenze haben das ihre dazu beigetragen. 

Mut machen dagegen  zwei Schuleröffnungen sowie Erweiterungsarbeiten und Sanierungsmaßnahmen an bestehenden Einrichtungen. Nicht zu vergessen die bereits in den Schubläden liegenden Pläne und Konzepte für die Neubauten der Schulen, die bei den gewaltigen Erdstößen vollständig vernichtet wurden.

Das Erdbeben mit 9000 Toten, Zigtausenden von Verletzten und 600.000 zerstörten Häusern war natürlich das beherrschende Thema. In der damaligen Berichterstattung schien es so, als ob Nepal durch das Erdbeben dem Erdboden förmlich gleich gemacht worden sei. Mitnichten, denn lediglich elf der 75 Distrikte des Landes waren glücklicherweise davon betroffen. Dies als Information an diejenigen, die Nepal auf ihrer Reisekarte haben. Ist es doch gerade der Tourismus auf den die Menschen als Einnahmequelle setzen und in den sie ihre Hoffnungen legen. 

Areal der komplett zerstörten Schule von Sangachok
Areal der komplett zerstörten Schule von Sangachok
Von der Nepalhilfe Beilngries finanzierte Behelfshütten
Von der Nepalhilfe Beilngries finanzierte Behelfshütten
Erhebliche Erdbebenschäden an der Schule von Sukute
Erhebliche Erdbebenschäden an der Schule von Sukute
Unterricht an der neu eröffneten „LOWA-Schule“
Unterricht an der neu eröffneten „LOWA-Schule“
Behandlung im Midpoint Memorial Hospital
Behandlung im Midpoint Memorial Hospital

Zerstörte Schulen und  erste Hilfsmaßnahmen

Nachdem eines der Epizentren des Erdbebens im nordöstlich von Kathmandu gelegenen Sindhupalchok Distrikt lag, waren auch zahlreiche dort bestehende Schulen der Nepalhilfe Beilngries betroffen. Deren fünf wurden total zerstört. Bei weiteren neun müssen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden, wie die Untersuchungen staatlicher und privater Gutachter ergaben. Der erste Kostenvoranschlag liegt bei ca. 750.000 Euro. Ein erster vorsichtiger Zeitplan veranschlagt drei Jahre für den Wiederaufbau.

Etwa 320.000 Euro stellte die Beilngrieser Hilfsorganisation in den ersten Wochen nach dem Beben für die Beschaffung von Lebensmitteln, medizinischer Versorgung, Zelten und Material für den Bau von Behelfsunterkünften zur Verfügung. Ermöglicht wurde dies durch das spontane großzügige Engagement der zahlreichen Spender. 

Geht es nach den Mitarbeitern der Nepalhilfe Beilngries und deren Koordinatoren in Nepal so kann zum Jahresbeginn 2016 mit dem Neubau der eingestürzten Schule in Sangachok begonnen werden. Allein diese besuchten vor dem Erdbeben 1000 Jungen und Mädchen.

Blockadeaktion lähmt Wiederaufbau

Über all dem steht allerdings ein großes Fragezeichen. Dies wegen der erwähnten politischen Konflikte, die zu einer Lähmung des Aufbaus nach den Zerstörungen und generell des wirtschaftlichen Aufschwungs sorgen. Eine seit mehr als vier Monaten bestehende Blockadeaktion an der Grenze zu Indien, dem „nearest and dearest friend“, wie der große Nachbar im Süden oftmals bezeichnet wird, ist der Auslöser dafür. Seither fehlen die so dringend benötigten Versorgungsgüter wie Gas, Benzin, Medikamente und natürlich die Rohstoffe für den Wiederaufbau wie Stahl und Zement. 

Tagelanges Anstehen um einige Liter Benzin zu einem Schwarzmarktpreis von vier bis sieben Euro pro Liter aber auch wegen der zunehmenden Lebensmittelknappheit geschlossene Schulen und Restaurants verdeutlichen diese Problematik. Es steht zu befürchten, dass auf Grund des Mangels an Gas und der damit einhergehenden offenen Verfeuerung von Brennholz in den Häusern, die Zahl der an Lungenentzündung sterbenden Kinder, die  in einem normalen Winter bei 5000 liegt, drastisch in die Höhe schnellen wird.  Auch im Kinderhaus in Lubhu und dem unterstützten Altenheim in Bhaktapur wird das tägliche Essen zwischenzeitlich am offenen Lagerfeuer zubereitet.  Damit hat die Versorgungskrise auch unmittelbar die Einrichtungen der Nepalhilfe erreicht. Hierzulande bleibt diese sich zuspitzende Versorgungsnotlage in den Medien weitestgehend unerwähnt.  Nach dem Erdbeben hat sich deren Interesse sehr schnell anderen Schwerpunkten zugewandt.

Schuleröffnungen motivieren 

Vor diesem dramatischen Hintergrund machen die Eröffnungen der beiden neu erbauten Schulen im Solo Khumbu und im eben erwähnten Sindhupalchok-Distrikt im November wieder Mut. Das gilt auch für das bereits zu Beginn des Jahres in Betrieb gegangene Schulküchenprojekt im Gorkha Distrikt und den Erweiterungsbau des Altenheims in Bhaktapur. Dessen Fertigstellung wurde zu allem Unheil noch durch ein Monsunhochwasser im August verzögert. 

Nicht zu vergessen ist die Teilsanierung des Midpoint Memorial Hospitals in Danda, in der Terai-Region im Süden des Landes. Derzeit wird mit Unterstützung der Nepalhilfe Beilngries unter der Überschrift „Clean and Green“  eine Abwasserreinigungsanlage und eine kompakte umweltfreundliche kompakte Abfallverbrennungseinrichtung sollen installiert werden. Nach den bereits investierten 80.000 Euro erfordert diese Maßnahme weitere 50.000 Euro.

Vor diesem Wechselbad der Gefühle bleibt es auch bei den nächsten Schritten im neuen Jahr mit Sicherheit spannend.

Dank an das großzügige Spenderverhalten

Abschließend sei beim Blick zurück noch ein besonders positiver Aspekt hervorgehoben. Gerade nach dem Erdbeben hat die Unterstützung der Spender gezeigt, welchen Vertrauensstatus sich die Nepalhilfe Beilngries über die fast zweieinhalb Jahrzehnte ihres Bestehens erworben hat. Nur so war und ist es möglich die bestehenden Projekte zu unterhalten und gleichzeitig neue anzugehen. In Anbetracht der gewaltigen anstehenden Aufgaben  ergibt sich aber auch die Verpflichtung sorgsam mit den finanziellen Ressourcen umzugehen. Der besondere Dank geht deshalb an all diejenigen, die die Nepalhilfe Beilngries bisher so großzügig unterstützt haben.