Nepalhilfe Beilngries e.V.

32 Jahre Nepalhilfe Beilngries e.V.
deutschenglisch

Deutsch-nepalesische Zusammenarbeit überzeugt

Die Kinder der Blindenschule sind derzeit in einer provisorischen Unterkunft untergebracht
Die Kinder der Blindenschule sind derzeit in einer provisorischen Unterkunft untergebracht
Die Blechhütten dienen als Unterrichtsräume in Chautara
Die Blechhütten dienen als Unterrichtsräume in Chautara
Zerstörungen auf dem Weg nach Chautara
Zerstörungen auf dem Weg nach Chautara
Empfang in der Lowa Schule in Phalante
Empfang in der Lowa Schule in Phalante
Die mitgebrachten neue Lowa Schuhe und die Kleidung werden dringend gebraucht und dankbar angenommen
Die mitgebrachten neue Lowa Schuhe und die Kleidung werden dringend gebraucht und dankbar angenommen
Die mitgebrachten neue Lowa Schuhe und die Kleidung werden dringend gebraucht und dankbar angenommen
Die mitgebrachten neue Lowa Schuhe und die Kleidung werden dringend gebraucht und dankbar angenommen
Ein Bllick in die Klassenzimmer der Lowaschule
Ein Bllick in die Klassenzimmer der Lowaschule
Ein provisorisches Klassenzimmer der Theo Fritsche Schule in Panichaur
Ein provisorisches Klassenzimmer der Theo Fritsche Schule in Panichaur

Viele, die einmal in Nepal waren, kommen immer wieder. Zu diesen Leuten gehöre seit einigen Jahren auch ich. Die Arbeit der Nepalhilfe Beilngries habe ich zuvor sporadisch verfolgt. Auf Anfrage ergab sich, dass ich für mein restliches Freigepäck einen Seesack mit Kinderschuhen in das Land am Himalaya mitnehmen konnte. Gespendet hatte die Schuhe die Firma Lowa. Vor Ort nahm mich der Nepal-Koordinator der Nepalhilfe, Sunil Shrestha, mit auf seine Fahrt, unter anderem in den Sindhupalchok-Distrikt. Die Region wurde besonders schwer vom zweiten Erdbeben am 12. Mai getroffen. Die partnerschaftliche deutsch-nepalesiche Zusammenarbeit überzeugt.

Unsere Fahrt führt zunächst auf der – nach nepalesischen Verhältnissen – gut ausgebauten Hauptverkehrsachse von Katmandu Richtung Tibet. Nach etwa einer Stunde kurvenreicher Fahrt zweigt die Straße in der Kleinstadt Dolalghat ab in Richtung Chautara und windet sich nach der Überquerung des Flusses Indravati Nadi in vielen Serpentinen den Hang hinauf. Die Landschaft ist dicht besiedelt und eng terrassiert. Die fruchtbaren Terrassenfelder scheinen wie mit der Wasserwaage angelegt. Irgendwann geht der Weg ab auf eine enge, mühsam zu befahrende Schotterstraße und führt durch kleine Dörfer. Das Ausmaß des Erbebens vom Mai ist hier mit einem Mal ganz deutlich zu sehen. Mauerreste deuten ehemalige Häuser an. Die ohnehin schon ärmlichen Hütten sind notdürftig mit Wellblech und Planen repariert. Das Klima der vergangenen Monate mit Monsunregen und starken Temperaturschwankungen hat dem Plastikmaterial stark zugesetzt. Für die winterlichen Nächte reicht der Schutz eher nicht aus. 

Wenige Schulen blieben unversehrt

Wir erreichen Phalante. Hier wurde erst im vergangenen November die Lowa-Schule eingeweiht. Sie blieb vom Erdbeben unversehrt. Rund 200 Kinder aus den umliegenden Dörfern kommen zum Unterricht her. Die Schüler erwarten unsere Gruppe mit dem Nepal-Koordinator Sunil Shrestha, Shyam Pandit (Schulbau-Koordinator). Aufgereiht nach Größe stehen sie in einer langen Schlange. Die meisten halten eine Khada in Händen: Die selbstaufgefädelten Ketten aus Tagetes oder Bougainvillea-Blüten sollen Glück bringen. Ebenso die Seidenschals. Mit strahlenden Gesichtern hängen die Kinder sie den Gästen um. Eine Geste, die sehr berührt. 

Unser Jeep ist vollgeladen mit vorwiegend gebrauchter Kleidung für die kalten Temperaturen – darunter sind auch die rund 50 Paar neuen Lowa-Trekking-Schuhe in verschiedenen Kindergrößen. Nach der Verteilung sieht man manches Kind wie einen Storch umhergehen: Festes Schuhwerk als eine neue Erfahrung. Bei dem ewig kalten Boden im Winter ist es auch angebracht. Kinder und Eltern freuen sich über Hosen, Pullover oder Jacken. Die Kleidung hat Sunil Shrestha privat oder in Geschäften in Katmandu gesammelt. Nach der aufregenden Verteilung geht es für die Schüler zurück in die Klassenzimmer. Fleißig lernen sie Vokabeln oder lösen Matheaufgaben. Unser Abschied lenkt sie nochmals ab. Viele winken und strahlen uns hinterher. 

Auch in der Theo-Fritsche-Schule in Harre werden wir mit Unmengen von Khadas und von Kindern mit ihren leuchtenden Augen erwartet. Mädchen führen Tänze auf und ernten dafür eine Menge Applaus von den Mitschülern und den Gästen. Einige Jungen haben als Gastgeschenk eine kleine Nepal-Flagge aus Pappe gebastelt, die sie voller Stolz überreichen. 

Das A und O: eine solide Ausbildung

Shyam Pandit zeigt und erläutert auf unserer Tour die Schäden an einigen Schulen. Die gewaltige Wucht des Erdbebens wird sicht- und spürbar, was abermals fassungslos macht. Gerade drei Schulen der Nepalhilfe Beilngries blieben vom Erdbeben unversehrt. Die anderen 15 können nur unter großem Aufwand wiederhergestellt oder müssen gar komplett neu gebaut werden. Wie die Schule in Chautara mit der angegliederten Blindenschule für 15 Kinder, die auch hier leben. Derzeit bietet eine naheliegende Ersatzunterkunft den blinden Kindern und Jugendlichen Wohnraum. Momentan werden sie wie die Kinder der anderen Schulen in Ersatzklassenzimmern aus Wellblech und Planen unterrichtet. In Chautara treffen wir auch die junge Ärztin Dr. Sabina Parajuli. Die 24-Jährige ist die erste Schülerin, die durch die Unterstützung der Nepalhilfe Beilngries ihre Ausbildung zur Ärztin absolvierte. Heute arbeitet sie im Krankenhaus in Chautara. Freundlich und zugewandt begrüßt sie die Besucher und stellt sich vor. Ihr Englisch ist exzellent. Ihre ruhige selbstbewusste Ausstrahlung lässt keinen Zweifel daran, dass sie weiß, was sie will. 

Persönlichkeiten stützen das Land

Auch Sarita Pathak ist gut ausgebildet. Und selbstbewusst. Die heute 26-Jährige war das erste Kind des Kinderhauses in Lalitpur. Das Kinderhaus war vor 23 Jahren das erste Projekt der Nepalhilfe Beilngries in Nepal. Vom Erdbeben blieb das Gebäude – mit Ausnahme der Fotovoltaik-Anlage und der Gartenmauer – verschont. Heute ist Sarita Pathak selbst Chefin für das Kinderhaus. Hier leben 40 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 19 Jahren. Sie kommen oft aus schwierigen Familienverhältnissen oder haben nur noch einen Elternteil. Den Kontakt zur Familie sollen sie aber durch regelmäßige Besuche pflegen. Sarita Pathak unterstehen nicht nur die Mitarbeiterinnen des Kinderhauses, sondern auch die Mitarbeiter der Landwirtschaft, mit der die Einrichtung versorgt wird. Dabei kann sie auf engagierte Leute wie Surva Chimara zählen. Er wirtschaftet ökologisch, ohne Einsatz von Mineraldünger oder Pestiziden. Mit Stolz erzählt er nicht nur, wie er Kompost macht und ihn einsetzt, sondern zeigt auch was er im Winter ernten kann, zum Beispiel Blumenkohl oder Brokkoli. 

Wiederaufbau braucht Jahre und viele Unterstützer

Die Verantwortlichen der Nepalhilfe haben den Schulbetrieb und den Alltag für die Kinder und Jugendlichen nach den Erdbeben rasch sichergestellt. Sie wissen, wie wichtig die Ausbildung für junge Menschen in Nepal ist. Der Wiederaufbau der zerstörten Schulen braucht aber langfristig Unterstützung von vielen. Damit junge Menschen wie Dr. Sabina Parajuli und Sarita Pathak durch ihre gute Ausbildung die Stütze des Landes werden können.

Anne Oschwald
Freie Journalistin

Nähere Informationen: 

Jede Unterstützung hilft den Menschen vor Ort. Wer zum Beispiel nach Nepal reist, kann den Rest seines Freigepäcks weitere neue von Lowa gespendete Kinderschuhe mitnehmen. Regulärer Versand und der Zoll dafür wären unverhältnismäßig hoch. 

www.nepalhilfe-beilngries.de