Nepalhilfe Beilngries e.V.

32 Jahre Nepalhilfe Beilngries e.V.
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Neues Projekt – Nepalhilfe Beilngries finanziert kleines Kinderhaus

Im Erdgeschoß des dreistöckigen Gebäudes liegt das Kinderhaus von Sunakothi
Im Erdgeschoß des dreistöckigen Gebäudes liegt das Kinderhaus von Sunakothi
Lila Devi (links) mit „ihren“ sieben Kindern
Lila Devi (links) mit „ihren“ sieben Kindern
Ralf Petschl und Lila Devi bei dem Besuch im Februar 2016
Ralf Petschl und Lila Devi bei dem Besuch im Februar 2016

Alte Wege beschreitet die Nepalhilfe Beilngries mit der finanziellen Unterstützung eines kleinen Kinderhauses in Sunakothi, einem zehn Kilometer südlich von Kathmandu gelegenen Ort. Darauf war man durch die Anfrage einer ehemaligen Volontärin gestoßen, die im Januar 2015 um eine finanzielle Unterstützung des Kinderhilfsprojekts bei den Beilngriesern angefragt hatte.

Alte Wege deshalb, weil es in deren Anfängen ebenfalls fremde Projekte waren an die man sich mangels eigener Einrichtungen angehängt hatte. So etwa die Armenschule der Englischen Fräulein oder die Armenapotheke des Bir Hospitals der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft Stuttgart (DNH). Bekanntermaßen hat sich Vieles über die fast zweieinhalb Jahrzehnte des Bestehens geändert, gerade was eigene Hilfsprojekte betrifft. 

Unberührt davon hat man aber den Blick über den Tellerrand hinaus nicht verloren. Die genannten Fremdprojekte erfahren nach wie vor eine teilweise maßgebliche finanzielle Unterstützung. Neue, wie das Siddhi Memorial Hospital in Bhaktapur oder das Midpoint Hospital in Nawalparasi sind hinzugekommen. Möglich war und ist dies allerdings nur durch das großzügige Spendenverhalten und einen verantwortungsvollen Umgang mit den anvertrauten Geldern. 

Von der Studentin und Reiseleiterin zur „Kinderhausmutter“ 

Zurück zu dem kleinen Kinderhaus, dem Child Help Education Fund“ (CHEF), in dem derzeit sieben Jungen und Mädchen im Alter von 5-16 Jahren leben und das Lila Devi  im Jahr 2011 mit ihrem Bruder Oman gegründet hatte. Fürsorge, Unterstützung und ein Heim für „Ihre“ Kinder hatten sie sich dazu auf die Fahne geschrieben. 

Als non-governmental Organization (NGO) ist das Kinderhaus bei der Regierung Nepals eingetragen. Eine finanzielle Förderung seitens des Staates gibt es nicht. Als Mitarbeiterin in einer Trekkingagentur in Kathmandu bildete das Einkommen der damals 27-jährigen Lila Devi die finanzielle Grundlage, zudem Spenden von Touristen und Volontären. Im vergangenen Jahr hat die nun 32-Jährige  geheiratet. Die ehrgeizige Frau hat mittlerweile ihr Masterstudium der Soziologie an der Tribhuvan Universität in Kathmandu abgeschlossen. Ihr Mann Rai Sunar studiert Medizin. Beide kümmern sich um das Kinderhaus. Devis Bruder Oman arbeitet mittlerweile im Ausland um den Lebensunterhalt für sich und seine dreiköpfige Familie zu bestreiten. Damit teilt er das Los vieler Nepali.

Das CHEF befindet sich im Erdgeschoß eines dreistöckigen Wohnhauses. Die Kinder kommen wie Lila Devi aus dem Myagdi-Distrikt, der vor allem den Touristen bekannt ist  die durch das Kali Gandaki Tal, zwischen Dhaulagiri und Annapurna wandern. 

In der Vita jedes der Kinder tauchen die hinlänglich bekannten sozialen Hintergründe auf: Analphabetismus der Eltern, hohe Kinderzahl, fehlendes Einkommen, Erkrankung, Tod oder das nicht unübliche Zurücklassen der Familie durch den Ernährer. Beispielhaft dafür ist das Schicksal des elfjährigen Pardip, dessen Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen als er sechs Monate alt war.  Seine Schwester kümmerte sich danach um ihn. Als sie heiratete verbot der Ehemann die weitere Erziehung. So kam Pardip im Jahr 2011 in das Kinderhaus. 

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Das Erdbeben in Nepal, im April des vergangenen Jahres hat die Anfrage der Volontärin in den Hintergrund treten lassen, vergessen war sie aber nicht. Deren Erfahrungsbericht folgten wiederholte Besuche, sei es durch die Kontaktpersonen vor Ort oder zuletzt im Februar 2016 durch Ralf Petschl, den Ersten Vorsitzenden der Nepalhilfe Beilngries und dessen Ehefrau Ingrid. Nun wird das Kinderhaus für die kommenden fünf Jahre  mit jährlich 8000 Euro unterstützt werden. Damit ist ein kontinuierlicher und maßgeblicher Beitrag zum Unterhalt der Einrichtung gewährleistet.

Unabhängig davon wurden Kinder und Kinderhausleiterin bereits im Herbst aus dem Fundus des von der Nepalhilfe Beilngries geführten Shaligram Kinderhauses mit warmer Kleidung, Schuhen, Hygieneartikeln und  Schulmaterial versorgt. Das soll auch weiterhin Bestand haben. 

Persönliche Habseligkeiten und beengtes Zusammenleben

Beim Gang durch die Räume fällt auf, dass jedes Kind eine kleine, selbst gebastelte Box mit seinem Namen hat. Darin ist alles, was es an persönlichen „Schätzen“ besitzt. Kleine Plastikperlen, einzelne Ohrringe, eine glitzernde Kette, ein Bonbon. Ein kleines Häufchen Habseligkeiten worauf die Kinder stolz sind. Volontäre haben zudem einige Spielsachen mitgebracht.

Die Kinder schlafen in zwei kleinen Räumen. Einer für die Jungen, einer für die Mädchen. Lila Devi schläft in dem der Mädchen, ihr Mann Raj Sunar in dem der Jungen. Eigene Räumlichkeiten haben die beiden nicht. Unterstützung im Haushalt erfährt  die Leiterin zudem durch den 16-jährigen Sabin, der von seiner Großmutter aufgezogen wurde bis diese starb. Voller Stolz erzählt Devi, dass er dank eines Stipendiums an einem College studiert. Zudem steht ihr die 13-jährige Esme zur Seite, die eine sehr gute Köchin ist und einmal Krankenschwester werden möchte. 

Suche nach Volontärin

Für ihr kleines Kinderhaus sucht Lila Devi weiterhin Volontärinnen die sich für zwei Monate oder mehr dort einbringen und gegen ein Entgelt dort leben. Dabei haben sie das Privileg eines eigenen Zimmers. 

Interessierte Frauen können sich über die Kontaktplattform der Nepalhilfe Beilngries (info@nepalhilfe-beilngries.de) melden. Damit würde sich auch der Kreis schließen, den im Januar 2015 eine Volontärin hergestellt hatte.