Nepalhilfe Beilngries e.V.

31 Jahre Nepalhilfe Beilngries e.V.
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Besuch am Child Help Education Fund (CHEF) - Anne Oschwalds Stippvisite

Anne Oschwald mit Silviader jüngste Bewohnerin desr Kinderhaus-Bewohner
Anne Oschwald mit Silviader jüngste Bewohnerin desr Kinderhaus-Bewohner
Auch in den Ferien im Kinderhaus: Sabin (links), Lila Devi mit Liam und Himal (vorne)
Auch in den Ferien im Kinderhaus: Sabin (links), Lila Devi mit Liam und Himal (vorne)
Waschen gehört zu den Aufgaben am Samstag
Waschen gehört zu den Aufgaben am Samstag
Gemeinsam räumen einige Kinderhaus-Bewohner den Garten auf
Gemeinsam räumen einige Kinderhaus-Bewohner den Garten auf
Scheu, freundlich, frech: der 8-jährige Himal
Scheu, freundlich, frech: der 8-jährige Himal

Ein Willkommen im Kinderhaus Dhabakel

Das kleine weiße Taxi schlängelt sich wacker durch die Straßen von Katmandu. Es ist Samstag in dem hinduistisch geprägten Land. Der Verkehr ist vergleichsweise mäßig: An Kreuzungen, wo Autos und Motorräder mit Fahrrädern, Handkarren und manchmal auch mit einer Kuh zusammentreffen, herrscht dennoch schnell Chaos, das die Beteiligten nicht unbedingt elegant, sondern eher nepalesisch effizient entwirren.

Zuhause bietet Platz – drinnen und draußen

Ich bin unterwegs zum CHEF-Kinderhaus, das die Nepalhilfe Beilngries unterstützt. Eine große vollgestopfte Tasche mit warmen Jacken in allen Größen gehört zu meinem Gepäck. Die möchte ich gerne abliefern als Ausstattung für den nahenden Winter. Lalitpur, wo das Kinderhaus liegt, ist mit Nepals Hauptstadt Katmandu verwachsen. Doch hier wird es schon spürbar ländlicher. An einer Straßenecke fragt der Taxifahrer einige schwatzende Leute nach dem Weg. In typisch nepalesischer Art geben sie gerne Auskunft. Der Fahrer muss seinen kleinen Maruti Suzuki wenden und in einen schmalen Weg einbiegen, der noch enger wird. Links und rechts befinden sich kleine Felder und Gärten, die momentan brachliegen. Häuser stehen wie hin gewürfelt zwischendrin. Eines von ihnen ist das Kinderhaus in Dhabakel. 

Kindsein mit Verantwortung

Einige Kinder sind im Garten und heißen mich zunächst scheu – aber auch neugierig – willkommen. Höflich stellen sie sich mir vor. Es dauert nicht lange, da wedelt ein Federball-Schläger vor meiner Nase. Der Aufforderung zu spielen, kann ich nicht widerstehen. Im Wechsel spielen Himal, Pardip und Amit gegen mich. Nach einiger Zeit wechsle ich auf die Zuschauerseite. Die kleine Sylvia sieht ihre Chance und gesellt sich zu mir. Die Siebenjährige mit der Zahnlücke drückt mich, plaudert mit mir, erzählt mir dies und das. Wie eine Prinzessin sieht sie aus mit ihren dunklen Locken und in ihren bunten Kleidern. 

Nepalesische Willkommenskultur

Die älteren Mädchen waschen im hinteren Teil des Gartens ihre Kleidung. Es ist eine ihrer Aufgaben an ihrem schulfreien Tag. Wie in Nepal üblich ist das Waschwasser kalt. An der Leine im Garten kann die Wäsche anschließend trocknen. Nebendran befinden sich Gemüsebeete, in denen es noch etwas Wintergemüse gibt. Die 19-jährige Sapana serviert später eine Nudel-Suppe mit Gemüse und natürlich Tee, der aus der nepalesischen Willkommenskultur nicht wegzudenken ist. 

Hell und geräumig

Der vordere Garten muss auch noch aufgeräumt werden. Raj Sunar, der inzwischen von der Uni zurück ist, leitet die jungen Helfer an. Die Kinder zwischen 7 und 20 Jahren kommen aus allen Teilen Nepals. Die zusammengewürfelte Familie mit den zehn Kindern und Jugendlichen und den Ersatzeltern Lila Devi und Raj Sunar sowie deren acht Monate alter Sohn Liam sind erst vor kurzem von ihrer vorherigen Bleibe in das Haus gezogen. Das Gebäude ist hell und wenn auch nicht groß, so doch geräumig. Alles ist ordentlich aufgeräumt: Die wenigen Spiele und Kleider sind an ihren angestammten Plätzen. Zu dritt oder viert teilen sich die Kinder ein Zimmer, platzsparend ausgestattet mit Stockbetten. Ein Zimmer ist für Volontäre reserviert. Gerne gesehen sind Leute, die sich mehrere Wochen engagieren möchten. Dort im Schrank verstauen wir zunächst die warmen Jacken aus Deutschland. Noch sind die Dezember-Temperaturen moderat. Tagsüber ist es sogar angenehm warm. 

Ein Zuhause auch in den Ferien

Bei meinem nächsten Besuch wenige Wochen später lerne ich endlich auch Lila Devi kennen, die bei meinem ersten Besuch mit Sohn Liam bei einer Hochzeit in Pokhara war. Die 27-Jährige studierte Soziologin ist derzeit Vollzeitmutter und wird von ihrem lebendigen Sohn und der Leitung des Kinderhauses voll in Anspruch genommen. Aber in naher Zukunft möchte sie wieder als Trekking-Führerin oder in Katmandu als Fremdenführerin arbeiten. 
Es ist Ferienzeit und im Kinderhaus ist es ruhig. Die meisten der jungen Bewohner sind zu ihren Eltern oder Ursprungsfamilien gefahren. Der achtjährige Himal verbringt auch die Ferien in Dhabakel. Sein Stiefvater duldet ihn nicht zu Hause. Auch der 16-jährige Sabin ist hiergeblieben. Die anderen haben zum Teil weite Reisen auf sich genommen. Spätestens für diese langen Fahrten in den eiskalten Nachtbussen haben die warmen Jacken aus Deutschland ihren guten Zweck erfüllt. Die Jacken an Ort und Stelle abzuliefern, boten mir wunderbare Begegnungen. Bei meinen Besuchen habe ich einige neue - kleine und große - Freunde mehr in Nepal gewonnen.

Text/Fotos: Anne Oschwald, Freie Journalistin