Nepalhilfe Beilngries e.V.

32 Jahre Nepalhilfe Beilngries e.V.
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Eine Schule auf dem Dach der Welt - Verschlungene Wege zu einem neuen Projekt

Der eingeebnete Bauplatz mit den aufgeschichteten Steinquadern
Der eingeebnete Bauplatz mit den aufgeschichteten Steinquadern
Unterricht unter freiem Himmel
Unterricht unter freiem Himmel
Eine Yak Karawane am Tuche Pass
Eine Yak Karawane am Tuche Pass
In mühseliger Arbeit wurden das Baumaterial zusammengetragen
In mühseliger Arbeit wurden das Baumaterial zusammengetragen

Ein Passiv-Solarhaus in einer der entlegensten Regionen Nepals ist das neueste Projekt der Nepalhilfe Beilngries. In dem auf 4.300 Metern gelegenen Bergdorf Chharka im Dolpo-Distrikt soll es als Schule und Internat dienen.

Im doppelten Sinne verschlungen sind die Wege wie man auf dieses neue Ziel aufmerksam wurde aber auch wie man dorthin gelangt.

Eine Mitarbeiterin bei den Vereinten Nationen (UN) in Wien war an Vertreter der Nepalhilfe im niederösterreichischen Lichtenegg herangetreten, mit der Bitte, sich dem Anliegen zu dessen Finanzierung anzunehmen. Antragssteller war die seit dem Jahr 2014 bestehende Organisation  „Dolpo Tomorrow“, dessen Vorsitzender Tsering Samdup Gurung im März 2019 über die UN-Mitarbeiterin einen kompetenten Ansprechpartner suchte. Die seit Jahren bestehende enge Zusammenarbeit mit den österreichischen Freunden führte dann schnell nach Beilngries.  Ehe man sich zur Finanzierung des etwa 40.000 Euro teuren Projektes entschloss, galt es Nutzen und Realisierbarkeit zu hinterfragen. Die Mitarbeiter der Nepalhilfe in Kathmandu hatten dies übernommen und zum Jahresende 2019 gab es das „ok“ aus Nepal.

Nutzung der Sonnenenergie für neues Gebäude

Wahrlich auf dem „Dach der Welt“ liegt Chharka im Dolpo Distrikt, dem größten aber auch am dünnsten besiedelten der 77 Distrikte Nepals. Der gehört zudem zu den unterentwickeltsten des Landes. Erst seit drei Jahren führt eine Straße in diese Region, die an das ehemalige Königreich Mustang im Osten und an Tibet im Norden grenzt. Neben der Höhe ist es das aride Klima, das Landwirtschaft und Überleben erschwert. Reichlich vorhanden ist aber der Sonnenschein, den man sich für das neue Passiv-Solarhaus zunutze machen will.

Vorreiter was das Engagement ausländischer Hilfsorganisationen betrifft gibt es bereits. Der rührige Verein um Tsering Samdup Gurung konnte bisher Unterstützer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz finden um Schulen zu errichten, deren Unterhalt zu sichern oder durch Windkraft und Solarpanels Energie zu erzeugen womit auch Laptop und Social-Media Einzug hielten.

Unter den derzeitigen Gegebenheiten ist der Unterricht in den beengten Schulräumen der Chharka Bhot Basic School auch auf Grund der klimatischen Verhältnisse nur von Mai bis Oktober möglich, was natürlich auch einen Wissensverlust mit sich brachte. Vorzugsweise findet der Unterricht auch im Außenbereich statt. Ziel ist es deshalb einen nahezu ganzjährigen Unterricht  bis zur achten Klasse zu gewährleisten. Unter der Raumnot leiden vor allem die SchülerInnen ab der 5. Klasse. Gerade dem soll mit dem neuen Gebäude Abhilfe geschaffen werden. Manche der derzeit 230 Kinder erreichen erst nach einem sechsstündigen Anmarsch die Schule. Ihnen soll das neue Gebäude auch als Unterkunft dienen.

Schon seit dem Sommer des vergangenen Jahres ist der Bauplatz für das aus vier Räumen bestehende Gebäude vorbereitet. Die für das Fundament notwendigen Steine wurden in mühseliger Arbeit aus der Umgebung zusammengetragen und aufgestapelt. Für die Planungen konnte man auch auf das Knowhow des Grafinger Architekten Niko Rinkes zurückgreifen. Er hatte vor mehr als 23 Jahren bereits das Shaligram Kinderhaus in Lubhu mitkonzipiert. Sein Hauptaugenmerk gilt vorrangig der Wärmeisolierung, die man ja lediglich mit Naturmaterialien wie Lehm, Gras oder Stroh realisieren kann. Außen- und Innenputz, Boden und Dachisolierungen und doppelte Glasflächen sollen das bewerkstelligen. 

Yak-Karawanen bringen Baumaterialien ans Ziel

Verschlungen sind in der Tat auch die Wege zu dem Bergdorf Chharka, was ihm sicher zu einem Alleinstellungsmerkmal in der Vielzahl der bestehenden Projekte der Beilngrieser Hilfsorganisation verhilft. Das Holz für das Gebäude sollte ursprünglich aus Tibet angekauft werden. Die wegen der Corona-Pandemie geschlossene Grenze zu China hat dies vereitelt. So werden die Hölzer in niedrigeren Regionen des Dolpo besorgt und von Trägern in einem dreitägigen Marsch nach Chharka geschafft.

Alle anderen Baustoffe wie etwa Ziegel, Zement, Glasscheiben  und Polyethylen Platten bringen Lastwagen aus Kathmandu über das Kali Ghandaki Tal bis in den Mustang Distrikt. Von dort geht es mit Muli- oder Yak-Karawanen weiter zum Zielort.  Haupthindernis ist dabei der über 5.500 Meter hohe Tuche-Pass, den es auf der ebenfalls mehrtägigen Tour zu bewältigen gilt. Eigentlich sollten diese Arbeiten ab Mai dieses Jahres erfolgen. Die derzeitige dramatische Covid-Pandemie  im angrenzenden Indien hat aber auch Nepal fest im Griff. Der von der Regierung ausgerufene harte Lockdown verzögert dies, womit sich die eigentlich für August geplante Fertigstellung verschieben wird.

Unberücksichtigt davon gilt es die Finanzierung zu gewährleisten, wobei die Nepalhilfe Beilngries natürlich auch auf die Spendenbereitschaft ihrer Unterstützer hofft.