Nepalhilfe Beilngries e.V.

32 Jahre Nepalhilfe Beilngries e.V.
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Nepals wachsender Bedarf an Bio-Lebensmittel

Bericht und Fotos von Stephen Bailey

Frauen bei der Feldbestellung in Nepal

“Koste das”, sagt Soviet Talhdahr und gibt mir ein paar Salatblätter.

Salatessen birgt normalerweise ein sehr hohes Risiko eine Lebensmittelvergiftung zu bekommen – aber heute ist es ein Gaumenschmaus. Alle Feldfrüchte auf diesem innovativen Bauernhof werden biologisch angebaut, und das in einem Land, wo exzessiver Gebrauch von Dünge- und Spritzmittel dem Boden enorm schadet.

Taludhar leitet den Biohof, der zum Kinderhaus der Nepalhilfe Beilngries gehört. Dieser versorgt 39 hungrige Kinder und 19 Angestellte. Die Kinder sind Waisen oder Halbwaisen von meist verarmten Familien aus den entlegensten Teilen des Landes.

Die Leiterin des Kinderhauses, Radhika Singh, bereitet ein Essen im Solarkocher

Der Biohof und das Kinderhaus befinden sich in Lubhu, im Bezirk Lalitpur, nahe der Hauptstadt Kathmandu. Sie verkaufen ihre Bioprodukte an Hotels in Kathmandu – Kundschaft mit hoher Nachfrage nach Lebensmittel höchster Güte. Die Eier der Bio-Enten können für bis zu $1.23 verkauft werden, was fast der Hälfte des Tageseinkommens eines nepalesischen Niedrig-Löhners entspricht. Die Einnahmen unterstützen somit die Erhaltung des ca 3.5000 m2 großen Biohofes und das Kinderhaus.

“Kunstdünger und Pestizide verschaffen eine wunderbare erste Ernte, “ sagt Taludhar. „Aber der Boden wird sehr sauer. Die ersten Jahre nach der Umstellung auf organische Landwirtschaft - bis sich der Boden einmal erholt hat – waren hart.“ Auch das Kinderhaus selbst denkt umweltbewusst, vor allem in Sachen Stromgewinnung. Die Angestellten bereiten das Essen im Solarkocher und auf dem Dach gibt es Photovoltaik- und Solarzellen für die Warmwasser- und Stromversorgung.

„Das einheimische Gemüse war gewöhnlich nicht gut für die Gesundheit unserer Kinder, da sie mit Chemikalien versetzt waren“, sagt Radhika Singh, Leiterin des Kinderhauses. „Die Gesundheit der Kinder setzt gesunde Lebensmittel voraus.“

Kapil Ghaju besucht eine Landwirtschaft in Madhyapur Thimi.
Suraj Nyakaita auf seinem Biohof

Einige Kilometer nordwestlich läuft die Landwirtschaft anders. Die Gemüsebauern beklagen jährlich Ernteeinbußen, was auf die vielen Pestizide – einige davon sogar verbotene Stoffe – zurückzuführen ist.

Die Luftverschmutzung im Kathmandutal hat ihre negativen Auswirkungen auf die Ernte. Suraj Nyakaita, 35, ein Bauer, der gerade auf biologische Feldbestellung umgestellt hat, sagt, dass die schlechte Luftqualität für die schwarzen und braunen Flecken auf dem Spinat und den Zwiebeln verantwortlich gemacht werden kann.

Ertragseinbrüche, Verlust von Feldern und die wachsende Bevölkerungszahl tragen zur Inflation der Lebensmittelpreise bei und fördern den Import aus Indien. Darüber hinaus müssen die Bauern härter arbeiten, um aus dem geschundenen Boden mehr herausholen zu können. Die Bauern arbeiten das ganze Jahr, bepflanzen das Feld direkt nach jeder Ernte neu (früher waren zwei Wochen Pause dazwischen) – und das 14 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Harte Arbeit auf Suraj Nyakaita's Feldern

Die Verwendung von Düngemittel ist seit der Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung gestiegen, wobei die Regierung versucht eine Art Bewusstsein zu schaffen und Handlungsstrategien zu den aufkommenden Problemen anzubieten. Das Thema ist in Nepals weiterentwickelten Gebieten akuter, nachdem die entlegeneren Berggebiete immer noch den Naturdünger verwenden.

Basundhara Sharma, leitendes Mitglied des weltweit agierenden Gesundheitsprojekts Mal-Ed. In Nepal sind sie im Siddhi Memorial Hospital stationiert, das kostenlose Gesundheitsversorgung für Frauen und Kinder anbietet. Obwohl das Problem der Überdüngung von Lebensmittel auf politischer Ebene diskutiert wurde, hatte es nur wenig Einfluss auf Forschungsarbeit diesbezüglich. Allerdings ist bekannt, dass viele Menschen mittlerweile schon an Krebs erkrankt sind, der von Pestiziden in Lebensmittle verursacht war.

Vor den Toren von Kathmandu liegen die Felder in Madhyapur Thimi.
Soviet Taludhar kontrolliert die Qualität des Gemüses auf dem Bio-Bauernhof des Kinderhauses.

Forschungsergebnisse der Nepalesischen Regierung zeigen auf, dass die Verwendung von Düngemittel und Pestiziden giftige Rückstände in Lebensmittel, Wasser, Luft und Boden verursachen, eine Gefahr für die Umwelt und das Ökosystem besteht und der Gesundheit von Mensch und Tier schadet.

Biologisch angebautes Gemüse und Getreide sieht im Allgemeinen für den Kunden genauso aus wie konventionelles, mit der Ausnahme, dass sie um einiges teurer sind, was den Verkauf erschwert. Ohne Qualitätsstandards und Zertifizierungen würden die Bioprodukte einen noch härteren Kampf haben, um mit den günstigeren Konkurrenten mithalten zu können.

Nichtsdestotrotz glaubt das Kinderhaus der Nepalhilfe Beilngries, dass sie als Beispiel dafür vorangehen kann, was alles erreicht werden kann. Sie sind stolz darauf, dass einheimische Bauern zu ihnen kommen, um sich Anregungen für die Bestellung ihrer eigenen Felder zu holen.