Nepalhilfe Beilngries e.V.

32 Jahre Nepalhilfe Beilngries e.V.
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Armenapotheke im Bir-Hospital, Kathmandu

April 2019 – Besuch an alter Wirkungsstätte

Zurück zu den Wurzeln unserer Nepalhilfe ging es bei dem Besuch der Armenapotheke des Bir-Hospitals in Kathmandu. „Christines Dispensary“ steht in großen Lettern über der Medikamentenausgabe. Getragen wird sie von der Deutsch-Nepalesischen Hilfsgemeinschaft“ aus Stuttgart. Diese Verbindung zur DNHG hatte unserer früherer Vorsitzende Karl Rebele bereits 1992 hergestellt. Nach wie vor gilt der Einrichtung das unterstützende Augenmerk an einem der größten Krankenhäuser Kathmandus. Im Gegensatz zu den Anfängen beschränkt sich dieses nunmehr ausschließlich auf den finanziellen Bereich. In Zahlen ausgedrückt sind dies 230.000 Euro, die seit 2009 an die Träger überwiesen wurden.

Unter den Besuchern war auch Dr. Christine Reuter, Internistin aus Bad Mergentheim. Sie unterstützt ebenfalls schon seit geraumer Zeit die Armenapotheke mit Spenden aus dem Freundeskreis und nutzte damit gerne die Gelegenheit zum Besuch.

Das Team vor Ort besteht aus fünf Personen, wovon zwei Apotheker sind. Nach wie vor ist Naha Bahadur Shrestha dafür verantwortlich. Sein Vertreter ist Kedar Tamang, der seit 20 Jahren an der Armenapotheke tätig ist. Für Claudia Thumann, im Hauptberuf pharmazeutisch-technische Assistentin, war es aufschlussreich einen Blick in die Lagerräume der Apotheke zu werfen. Annähernd 100 Patienten werden hier täglich mit Medikamenten versorgt, erklärte Shrestha bei seiner Informationsrunde.  Nicht zu vergessen die im monatlichen Turnus durchgeführten Health Camps in der Umgebung, die damit für bis zu 700 Patienten der Ansprechpartner und Versorger im medizinischen Bereich sind.

Christines Dispensary - Für Patienten ein wichtiger Anlaufpunkt
Christines Dispensary - Für Patienten ein wichtiger Anlaufpunkt
Naha Bahadur Shrestha (Zweiter von rechts) bei seinen Ausführungen
Naha Bahadur Shrestha (Zweiter von rechts) bei seinen Ausführungen
Dr. Christine Reuter (zweite von links) mit Claudia Thumann (Mitte) und Michaela Rebele (links) im Gespräch mit Naha Bahadur Shrestha und Kedar Tamang
Dr. Christine Reuter (zweite von links) mit Claudia Thumann (Mitte) und Michaela Rebele (links) im Gespräch mit Naha Bahadur Shrestha und Kedar Tamang

„Mobile Dispensary“ - die Armenapotheke im Feldeinsatz

Seit Jahren wird die Armenapotheke des Bir Hospitals, das bedeutendste medizinische Projekt der DNH, mit einer stattlichen Summe der Nepalhilfe in ihrer Leistungsfähigkeit verstärkt.  Aufgrund der nach dem Erdbeben außergewöhnlich hohen staatlichen  Mittel  für das Bir Hospital, wurde gemeinsam beschlossen unsere Gelder diesmal in ein anderes interessantes Projekt, nämlich Health Camps für die medizinisch unterversorgte Landbevölkerung, umzuleiten.

Hier der Bericht des Vorstandsmitglieds Dr. Richard Storckenmaier (DNH), der selbst an zwei dieser Gesundheitscamps teilnehmen konnte:

Infolge der großen Beben von 2015 mussten Tausende von Verletzten medizinisch erstversorgt werden. Ein zentrales Krankenhaus zur Behandlung dieser Patienten war in Kathmandu das Bir Hospital, in dem sich unsere Armenapotheke befindet. Im Gegensatz zu normalen Zeiten hatte das stattliche Krankenhaus unmittelbar nach den Beben ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt bekommen, um seine Patienten kostenlos mit Medikamenten zu versorgen. Unsere Dispensary war deshalb in Kathmandu weniger gefordert, als zunächst vermutet. Ausgestattet mit einem erfreulich guten Aufkommen an zweckgebundenen Spenden entschlossen wir uns deshalb, mit unserer Armenapotheke dorthin zu gehen, wo die Versorgung schlecht und die Not am größten ist, in die vom Erdbeben am meisten betroffenen Bergregionen, wo sich auch unsere Schulen befinden. 

Seit dem Erdbeben ist das Team unser Dispensary  zusammen mit nepalesischen Ärzten einmal pro Monat drei Tage unterwegs, um vor Ort eine medizinische Basisversorgung anzubieten. Die Resonanz auf diese Feldarbeit ist überwältigend. In den letzten 3-tägigen Health Camps konnten täglich jeweils über 200 Patienten gesehen werden. Verletzungsfolgen des Erdbebens kommen kaum noch vor. Führend sind jetzt Magen-Darmbeschwerden und chronische Atemwegserkrankungen. Ebenso häufig werden Infektionserkrankungen sowie Glieder- und Gelenkschmerzen behandelt. Kinder erhalten routinemäßig Entwurmungsmedikamente. Bei schwerwiegenden Erkrankungen, wie z. B. Tbc-Verdacht oder OP-Indikationen, werden die Patienten an die entsprechenden staatlichen Gesundheitseinrichtungen weiterverwiesen, im Bedarfsfall mit finanzieller Unterstützung durch unseren Poor Patient Fund.

Eine Ärztekombination aus Internist, Frauenärztin und Zahnarzt hat sich dabei als sinnvoll erwiesen. Die Menschen, oft seit Jahren ohne jeglichen Arztkontakt, nehmen das Health Camp-Angebot und die Medikamentenversorgung dankbar an. Nicht zu unterschätzen ist auch der psychologische Effekt, der Dorfbevölkerung zu vermitteln, nicht vergessen worden zu sein. 

Ich habe zusammen mit meiner Frau Karin, ebenfalls Ärztin, an 2 dieser Health Camps teilgenommen. Wir konnten uns davon überzeugen, dass es in diesen entlegenen Regionen sehr sinnvoll ist, diese Camps auch in Zukunft fortzuführen. Wir werden die Ausstattung für die zahnärztliche Versorgung weiter verbessern, da sich diese als besonders notwendig gezeigt hat. Außerdem wollen wir uns neben der Krankenversorgung vermehrt um Gesundheitsprävention wie Hygienemaßnahmen, Gesundheitsfürsorge und Zahnpflege kümmern. 

Abschließend möchte ich mich bei der Nepalhilfe Beilngries für die großzügige Unterstützung bei der Durchführung der Health Camps sehr herzlich bedanken.“

Kamal Rupakheti, der Leiter der Armenapotheke Christina's Dispensary im Bir Hospital, gibt uns einen Einblick in den Ablauf der Apotheke.

Mittlerweile wurde ein Computersystem zur Erfassung der Patientendaten installiert. Im Jahr 2009 kamen insgesamt 36.100 Patienten, der Gesamtaufwand für Medikamente betrug knapp 42.000 Euro. Von diesen übernimmt die Nepalhilfe Beilngries 20.000 Euro jährlich, den Rest zahlt die Deutsch-Nepalische Hilfsgemeinschaft in Stuttgart, die dieses Projekt bis 2007 alleine finanzierte. Eine Weiterfinanzierung durch die Nepalhilfe Beilngries für die nächsten Jahre konnte bereits zugesichert werden.

Kamal Rhupaketki erklärt der Beilngrieser Delegation das Erfassungssystem der Armenapotheke
Für jeden Patienenten werden Krankenakten angelegt.
Blick in das Lager der Armenapotheke